Zukunft (erster Brief):
Dieser Brief ist Genuss und Schmerz zugleich. Warme und schmerzliche Erinnerungen, ein zucken durchfährt mich, ein Gedanke an dich reicht um mich zu erregen während sich ein Gefühl der Liebe wie ein Schmetterling langsam aus seinem Kokon entfaltet. Kindlich, infantil blickte ich dir damals in die Augen, mit der vollen Gewissheit der absoluten Aufopferung gepaart mit dem Schicksalsgedanken, dass ich dir nie mein Gefieder zeigen kann. Dadurch wurde ich stumpf und schließlich unfähig, doch hege ich in mir immer noch dieselbe Achtung, vor einer großen Dame im Frottee und langem weißen Kleid, an einer Strandpromenade, würde ich dir langsam über den Rücken fahren, jeden Knochen umrunden wie die Türchen eines Adventskalenders, jedes Bereit sich mir zu öffnen, jedes noch zu feine Härchen im Nacken betrachten, langsam kosten, still warten auf eine Gelegenheit, niemals hetzen, würde dafür auch noch hundert Jahre warten, was wiegt das auf? Was wiegt das auf frage ich mich, würde dafür auch noch Jahrzehnte warten, doch warte ich nicht mehr, jetzt flüstere ich es ihr leise in die weite Landschaft fein marmortierter Ohren. Streife ganz leicht über deinen umfänglichen Armorbogen, fühle jeden kleinen Riss darin, fühle auch das Glück entlang deines Hüftbogens, entblöße ihn ganz leicht mit meinem Kuss, spüre unter dem Stoff, spiele mir deiner schreckhaften Haut und es ist ein Wunder, das sie so dünn und so kontrolliert über die Knochen gespannt ist, sodass Myriaden an Gefühlen mich überspülen wie unendliches Meer den sich erstreckenden langen Strand, spüre wie sie deine Hüfte straff umspannt und sie mir offenbart wie unter einem Mikroskop und erzählt mir, dass sie aufgeht in deiner Selbstliebe und -kontrolle. Deine Leiste von ich nicht zu sprechen wage, weil es keine Worte für ihre Beschreibung gibt. Auch ich kenne das Maß und ich kenne Kontrolle, es erregt, denn wir teilen dieselbe Haut, dasselbe Schicksal.
Es ist keine Verführung sondern eine Beschreibung, eine Erklärung meiner metaphysischen Liebe die ich an deinem Körper formte. Im ovalen Glas, vorher sehe ich unsere Zukunft. Dort sehe ich dich, in einem weißen Kleid entlang eines Sonnen-erhellten Strandes wandern, während deine Fersen immer ein wenig vom Sand aufwirbeln, hebt sich dein Gefieder mit jeder leichten Brise, der deine Haare umspielt und bei jedem Zurückschauen, den nymphomanen Glanz deiner zarten Haut hindurch strahlt, der glitzert reflektiert, wie die Sonne auf dem Meer. Es ist dasselbe verlorene Glück, das man wiedergefunden, doch durch den Besitz der Reiz, droht verloren zu gehen. Du bist mir heute Lole meine Antilope, und springst mir auf der Zunge, hallst mir mir in der Lunge, hallst auch lange wieder. Lole in zwei Vokalen, entblößen weiße Zähne, funkelt mir das Glücks, doch dann wieder-willen mir den Rücken kehrst, es kommt kein Echo zurück. Wieder entgleitest du mir den Augen, dein zwitschern, dein rot gefärbtes Gefieder an der Kehle, schüchtern wie ein Vogel, konnte ich dir mein Gefieder nicht zeigen, deshalb flüstere ich dir diese Zeilen in deine glänzend kosmischen Augen.
Wie kann man Begierde und Achtung vereinbaren, wie kann man sie aufrechterhalten? Ich sage mir: Auch der Schmerz des Ausbleibens ist Kostbar. So steigt der Wert deines weißen, kristallenen Augenblicks, in dem du deine braunen Saturnkreise endlich auf mein wahres Sternbild wendest und die beständige, schon ewig währende Liebe in mir, wie ein Orkan erblickst. Nicht Menschlich und so unfassbar weit weg, so kurz der Moment, so lange bleibt dein Lächeln wie das der Katze in der Luft der fantastischen Welt, in der sich der Prinz verirrt. Will ich durch die Tür zu dir, schrumpft sie, als ich den Trank nehme, wird sie wieder groß. Ich erreiche dich nicht. Doch wie wunderbar ist der Moment, als ich merke das ich kämpfen muss, es zeigt mir den Wert, du zeigst mir den Wert den ich brauche, den Wert den du besitzt der so unschätzbar hoch und so weit weg. Ich erinnere mich an die ersten Stunden, du wendest dich ab, wendest dich mir nicht zu, bis ich schließlich meine Finger an dein Kinn lege und langsam, ganz langsam, während sich in einem Augenblick, Vergangenheit und Zukunft mit einander vereinen, eins werden, eins bleiben und sich für immer in einem verschmolzenen Augenblick, als eine eiskalte diamantene Erinnerung manifestiert. Und ich schenke ihn dir, schenke dir auch noch hundert Rosen, doch bis dahin, koste ich von dem Schmerz der Zeit die uns trennt, als Tropfen hinab, in den endlosen See meiner Sehnsüchte.
Dein, 29.10.2023
Zukunft (zweiter Brief):
Wie wäre es wenn wir beide uns einmal treffen, meine haagsche? Aber ehrlich und ohne dumm zu sein, sondern so, das man sich in die Augen schaut und ab und zu verlegen auf den Boden. Ich war aus deinem Gedächtnis entschwunden. Währendessen. Vieles habe ich gesehen und noch viel mehr habe ich vermisst und so liege ich am Boden. Jetzt bin ich wieder in deinem Kopf und möchte dir eine Frage stellen ohne die Erwartung einer Antwort. Denn die Frage ist willkürlich und rein aus ästhetischem Interesse, so wie ein Deckel der nach seinem Topf sucht um seine Leere zu verdecken: "was bin ich für dich?"
und "was stelle ich für andere dar?". Ich weiß es ist kindisch. Ich weiß du hasst das kindliche. Deswegen
möchte ich es in dir nicht heraufbeschwören. Lass uns diese dumme Frage übergehen, bleibt mir dann nur noch deine
Hülle. Also beginnen wir lieber damit, kannst du mir sagen: "was du darstellst?" Hast du es verloren? In
einer Stadt? Hast es aufgegeben, wie etwas überschüssiges?
Ich denke, ich weiß wo ich anfange. Ich sage dir was du für mich bist. Wenn ich dir jetzt gegenüber sitze, fallen mir wieder alle meine Fehler ein, ich erkenne das die Verbindung stark ist in uns, weil wir dieselben Leiden teilen, auch wenn du das nun nicht verstehst. Könnte der Mensch nicht reden, er hätte wohl keine so komplizierten Gefühle, nicht wahr? Und auch nicht so große Angst vor dem Gleichsein. Meine Liebe sorge dich nicht. Die Vergangenheit ist mir genauso egal wie dir, sie beschäftigt mich nur dem Kunstwerk wegen, das ich darstelle. Also sprich jetzt und antworte, deine Worte werde ich in meinem Herzen abwiegen, sie werden weit hinab fallen deine Worte weil sie schwer sind wie Blei und weil sie grell leuchten werden sie leicht hindurch kommen, durch die Menge all der anderen belanglosen. Jedes Wort werde ich sorgsam wiegen und ablegen und fürchte ich muss mich jetzt schon entschuldigen, für all die unangenehmen Betrachtungen über die kleinen Fäden, unkoordinierten Fussel, über alles abgebrochene und angefangene, vorallem betuchte Fehler, welche ich an dir feststellen werde.
Und ja, ich werde sie dir zurecht machen, die Flocke vom Pelz, die Treppe zur nächsten, eine Bank unter dem Blätterschirm, unsichtbar wie der Wind ein flackern in das Licht flüstert und das Verrücken im Dunkeln unterdrückt, ein leises Kompliment korrigiert den Versprecher und im Wachturm, still, hält er nächtlich Stellung um zu sehen was man selbst nicht sieht. So still bahnt sich ein Fluss in die Bucht deiner Küste. All sowas, dass ich vor lauter Stress beginne, weil ich Angst habe dass sich unsere Wege wieder trennen. Doch ich bin jemand, meine träumerische, der sagt nie das was er will, der nie denken kann wenn er spricht, einer der an Fäden hängt, einer der schon lange, nein schon immer in den Lüften lebt wie Pan. Einer der die Hungerkunst beherrscht und deshalb unbeschreiblich ängstlich wird, weil er dir nicht gefällt. Jetzt fällt es mir einfach so von den Lippen herab, doch es fehlt das Orchester, die Animierung, so fallen sie nur zusammen neben den grauen Überresten deiner Pianissimo, in die uns trennenden Weiten deiner eigenen Sehnsucht trennt. Mein Mut hält ein paar Augenblicke lang, dann glimmt er und schließlich fegt ihn ein Windstoß hinfort, bis nur noch zwei Augen auf dem Tisch liegen und du betrübt und etwas unangenehm berührt, dich vom Stuhl erhebst und zu zahlen vergisst, weil du bist was du bist. Lole. Lolee.
Dein, 05.07.24
Zukunft (dritter Brief):
Ich habe schon so unzählbar oft an dich gedacht. Und Gedanken die woanders begonnen haben, endeten bei dir. Ich glaube dein Leben wäre bedrückender mir mir, dieser Gedanken wegen. Deshalb sprach ich sie nie aus, ersparen wollt ich sie dir. Denn der Mensch verspricht so gern so viel, was er nie halten kann. Aber die Liebe als Kunstwerk hat ewig Bestand, dass ist der einzige Grund, warum ich dich noch lieben kann, warum ich dich vermissen kann. Nun, du schaust verwirrt und sprichst "also was erhoffst du dir?"
Nun sieh meine Lilie, nichts erhoffe ich, denn ich habe schon alles vergessen und gesehen, ich sage:
"was soll man da hoffen?" Nur ein Land worauf man gehen und stehen kann, das ist für den Mensch gemein hin
die Liebe. Und Vergnügen ist ist für den Mensch die Liebe. Soviel kann ich sagen, beides erhoffe ich mir nicht.
Ich meine damit: "Ich mag das allein sein nicht", aber alles was ich mag, dass tut mir nicht gut.
So spielt mir das Leben, so spielt es weil ich es ihm einrede. Ich bin gut im einreden, doch wenn du sprichst sind
es nicht Worte, die von deinen Lippen springen, sondern es sind Kristalle. Vielleicht ist es das was ich mir
erhoffe, Worte mir einer klaren Bedeutung, in einer Welt in der alles zu viele hat und der Gezähmte nicht mehr weiß,
was ihn umtreibt. Kannst du verstehen? Deine Erinnerung macht mich glücklich, sie bietet mir viel, hat potente Kraft
und ist wie ein Feuer das nicht erlischen kann. Es brennt immerzu, es macht keine Sorgen, aber zum wärmen, dazu ist
es zu klein. Vielleicht einmal da sehen wir uns und ich kann zu dir sprechen. Denn vor einer Sache hab ich am
meisten Angst, größer als die dass du mich wieder verlässt und das ist, dass ich dich vergesse. Nicht aus Liebe
wegen und auch nicht aus Freundschaft, sondern weil ich dann nicht mehr das wäre, was ich glaube zu sein. Also nimm
es mir nicht böse, denn ich hänge an mir und ich hänge an meinen Wunden, aber vor-allem an dem Feuer das du bist. So
hänge ich in Raum und Zeit, meiner kleinen Welt. Aber. Auch in jeder anderen
Welt.
Dein, 24.08.24
Zukunft (vierter Brief):
"Aber was möchte ich dir sein?"
würdest du dich fragen. Diese Frage möchte ich nun pauschalisieren, weil es ja doch eine zu große ist, nicht einfach
durchaus. Ich möchte (will) dass man sich neu erfinden kann, Das man in der Stille verharrt und mutig an den Zeiger
blickt. Ich möchte das große ganze bestimmt nicht vergessen lernen, sondern viel eher einen neuen Ausdruck geben.
Ich möchte das man im Dunklen tappt und stolz ist wenn man stolpert, da man trotz aller fehlenden Hilfe und
vielleicht deswegen den schwierigsten Weg gewählt hat. Ich möchte das man sich zurück hält und Disziplin lernt,
nicht aneinander sondern für sich. Ich möchte das "was", dass man füreinander ist vergisst weil es etwas birgt was
lähmt. Ich möchte das man sich manchmal hält und sich führen lässt, dass man oft blind ist. Ich möchte das man nie
erfährt, dass man stürzen und zerbrechen kann. Ich möchte dass man seine Hand vor den Mund hält und immer leise
spricht. Dass man in seiner Decke versinkt und die Augen schließt wenn es Hell ist. Ich möchte dass man der gejagte
ist und sich selbst immer widerspricht, all das um die Grenzen zu sprengen, all das um vergessen zu können. Denn so
wie es ist, ist es immer
schlecht.
Um für sich zu sein und jemand anders, die Rolle tauscht, die Kleider und den Schirm, das man seine Häusernummer und im Haus irrt. Das Kleid ausgräbt und nicht zum vereinbarten Zeitpunkt kommt. Lole, ich habe Sehnsucht nach dir, kannst du es hören? Lole, ich will das alles nur dir erzählen, nur für dich sprechen, für dich dichten, für dich schaffen, für dich lernen, weil du für mich etwas bist, was niemand ist. Die anderen wollen vielleicht dein Spielzeug sein, doch ich will dein Gott sein. Ich denke lange schon, ich bin geduldsam womit ich mir einen See meiner Sehnsucht geschaffen habe. Bitte versteh, ich will dich nicht festhalten, nicht aufhalten, ich will dich in der höchsten Höhe. Spaß aneinander kann man sich nicht ermöglichen, wenn das zusammen sein eine Pflicht ist. Und wenn ich meinen eigenen Worten nicht gerecht werden kann, würde ich dich lieber gehen sehen, als an meiner Schwäche teilzuhaben und an seinem zu Grunde zu gehen. Der Moment an dem man nicht die volle Stärke zeigt, ist mein zukünftiger Feind und ich will ihn für dich jagen. Mit dir habe ich immer großes im Sinn, weil du groß bist und mit deinen Blätterkleid und Blüten meine Vergangenheit wie mit Engelsflügen weit beschattest. Deshalb muss ich mich an dir beweisen, weil ich dich nicht leugnen kann. Und in die Zukunft wachsen, in welcher ich groß genug bin, deine offene Hand am Altar fest zu umschließen. Ich weiß das klingt unerfahren und von Einsamkeit beflügelte Anständigkeit, ja, wie auswendig gelerntes und nichts gewusstes. Ich kann nur Puzzleteile an Stellen setzen, die ich nachvollziehen kann und meine größte Hoffnung ist allenthalben eine weitere schöne Versprechung, doch auf die Frage ob mir Zweifel ein Hindernis sind, antworte ich deinem Herzen mit einem "Nein".
Und auf die Frage ob ich aufhören kann zu lieben, antwortet mir mein Herz mit einem "Nein". Das ist meine
Tragödie.
Dein, 05.09.24
Zukunft (fünfter Brief):
Weißt du noch Lole, wir trafen uns immer wenn die Sonne langsam schwand, auf eine Pianissimo. Indes die Vögel aufhören zu zwitschern und aus den Bäumen, auf das herannahende Paar, verzückte Augen werden. Es wird still. Denn nur dann. Ich gebe zu, es war mir vielleicht mehr wie dir, nicht nur eine bloße Freude, irgend eines lauen Abends, denn ich kam zwar mit dir, aber kam nur für dich. Für mich war es Glück, ungeniert mit deinem Herzen zu sprechen, ohne mich vor anderen zu schämen und mit Wonne, deinen mir so kostbaren Klängen zu lauschen. Mann seufzte zusammen und man hielt sich in den Armen, doch trotz dem Gelächter, das wie ein Plätschern durch unseren Abend fließt, kommen sich die erkühlenden Körper nicht zwei versteinerte Statuen nie näher. Ich Pantomimte dich, um dir noch näher zu sein, als du zu ahnen glaubtest. Nur bei der Verabschiedung darf ich dich in meine Arme nehmen. Ach wie gern, unaussprechlich gern. Wenn dein Aroma, deine sanften Haare mich weich umspülen und deine Präsenz den Moment mit zartem Duft wie Emaille umhüllt, der langsam in mir empor steigt und sich wie ein Lotus als Schamröte entfaltet. Dein Duft.
An dem sich Vergangenheit mit Zukunft mischt, macht unbedeutend und ungeschehen. Doch wir beide gehen getrennte Wege, die Leben in die wir gehen, sind Grundverschieden. Es scheint fast, wir sind uns einfach zu nahe Freunde geworden. Wir spielen nur, wir tanzen nicht, wir halten die Hände nicht um sie zu wärmen sondern nur um der Sicherheit wegen. Ich habe es geschehen lassen und war kein Eroberer, stattdessen ein Mitläufer, durfte nicht deine Stirn nicht küssen um Schmerzen zu lösen, vor heranziehenden Frost nicht deine Hände in meinen Taschen verstecken. Auch der Schmuck, auf deiner kostbaren Haut, galt nicht mein Interesse sondern einem Ideal. Dennoch trugst du deinen zarten Duft zu mir, dennoch erwiderst du meine Begrüßung. Wir sind Pole und du mir mehr als du dir bewusst bist. Du trägst schon alles in dir und in deinem innersten Wesen, du meine verpuppte, sehe ich schon was du selbst nicht sehen kannst. Wenn ich es dir zeigen könnte, auf deine Lippen pressen und auf deine leichten Schatten, wo selbst die Sonne nicht an dich rühren darf, dann würdest du es verstehen. Du, mein höchster Berg und schwierigstes Gelände, du bist mir das komplizierteste Rätsel und ich mache dich ewig:
"Wer liegt dir so zu Füßen,
wer erriet dich so gern,
wer liebte dich mehr,
wer liebte dich ewig?"
Dein, 07.09.24
Gedanken des Abwesens:
Deine Würde wiegt so schwer, ich spüre sie immerdar noch an jedem Punkt dieses Erdballs.