Toleranz
Eines ganz unverblümt schönen Morgen's, war der Faden der Geduld am Ende,
Lehrer Schmidt war sich dem bewusst und klatschte "Zero Tolerance" behände,
perplex schauten aus den wacklig Kulleraugen, reihenweise Unbekannte,
da hing ich schon, mit Schild vorm Bauche, halb auf off'ner Straße rum.

Mit Schultafel als Schild vorm Bauche, ließ mich nicht erschrecken,
da schlug ich Glocken, posaunte lustig, verteilte Briefpost mit Termin,
hoch und heilig, nein niemals gönne ich ihm seine Toleranzen,
mit tausend Zeilen markierte ich, mir meinen weiten Horizont.

Mach aufmerksam und nenne sie, meine große kreative Freiheit,
ich der Seiltänzer, der die Nähe zu Abgründen und Grenzen liebt,
alle sollen kommen, aber ach Leser was war das für ein Bilde,
ich stand allein und saß allein, mit meinem schweren Schilde.

Mit letzter Kraft so hoch ich konnte, prangte sie meine Proteste,
ein Atompilz sehe ich voraus, als Geber dieses Themas,
ich trieb's schließlich zu weit und eines verblümten Tages landete ein Brief bei uns,
der wog noch schwerer als mein Schild, unter dem Gewicht der Schuld.

Hieß mich Protestant und schnippisch, chronisch, Kranken,
doch der Marodeur so erschöpft vom Lästerbürschchen, dankte ab am nächsten Jahr,
da war er ja, der lang ersehnte und hieß den Protestanten,
zum besten alten und schönsten neuen, von all'n geschätzt'n Hofnarr.